Abschluss Freiwilliger Waldtausch Glasofen
Das Ende der kleinen Waldparzellen -
Freiwilliger Waldtausch in den Kleinprivatwäldern der Grafschaftsortschaften Altfeld, Glasofen, Michelrieth und Oberwittbach
Seit 2003 läuft der „Freiwillige Waldtausch“ in den Gemarkungen Altfeld, Glasofen, Michelrieth und Oberwittbach, welcher von den rund 380 privaten Eigentümern mit rund 2.150 kleinparzellierten Waldgrundstücken ins Leben gerufen wurde. Der erste Infoabend zum Freiwilligen Waldtausch fand am 25.11.2002 in der Grafschaftshalle in Altfeld statt. Auf dieser Informationsveranstaltung war die Mehrheit der Waldeigentümer aus den Grafschaftsorten Altfeld, Michelrieth, Oberwittbach und Glasofen unter Beteiligung der Stadt Marktheidenfeld dafür, einen freiwilligen Waldtausch durchzuführen. Begonnen wurde das Verfahren zunächst mit der kleinsten Fläche im Stadtteil Oberwittbach. Anschließend wurden die Flächen von Michelrieth und Altfeld bereinigt. Den Abschluss bildete die Zusammenlegung der größten Privatwaldfläche in Glasofen.
Ziel war es, aus vielen kleinen und unwirtschaftlichen Privatwaldgrundstücken (580 qm im Durchschnitt) große, sinnvoll bewirtschaftbare Waldflächen zu schaffen.
Schuld an der „Zersplitterung“ war das frühere Erbrecht in Unterfranken. Die privaten Wälder in Unterfranken bestehen in vielen Gebieten aus lauter kleinen Parzellen, die immer wieder unter den Erben aufgeteilt wurden. So auch in den vier Grafschaftsstadtteilen.
Geprüft und abgeschlossen wurde das Zusammenlegungsverfahren vom Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken, welches auch die notariellen und grundbuchamtlichen Abläufe für die Waldeigentümer ausführt. Unterstützt wurde das Verfahren vom Helfer im Freiwilligen Waldtausch - Dipl.-Forstwirt Paul Gerlach, einem vom Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken anerkannten Forstsachverständigen. U. a. wurden von ihm in enger Zusammenarbeit mit den Arbeitsgremien und dem städtischen Revierleiter Thomas Vogel, die Boden- und Bestandswerte im Privatwald für jedes Grundstück ermittelt und die Tauschverhandlungen koordiniert.
Die Stadt Marktheidenfeld unterstützte den Freiwilligen Waldtausch durch den Ankauf von 519 Waldgrundstücken und der Mithilfe des städtischen Forsttechnikers Thomas Vogel.
Die Stadt Marktheidenfeld kaufte alle ihr angebotenen Flächen von solchen Grundstücksbesitzern auf, die entweder kein Interesse an der Waldbewirtschaftung hatten oder deren Gesamtflächen so klein waren, dass eine vernünftige Bewirtschaftung nicht möglich war. Diese Grundstücke hat die Stadt im Zuge des Tauschverfahrens alle wieder an diejenigen Waldbesitzer veräußert, die bereit waren, ihren Grundbesitz sinnvoll zu vergrößern. Diese Geste der Stadt hat das gesamte Tauschverfahren sehr vereinfacht.
Nicht zuletzt ist dieser Freiwillige Waldtausch nur möglich gewesen, durch die intensive Arbeit der einzelnen örtlichen Arbeitsgremien. Es wurden Hunderte von Stunden bei der Waldbewertung, der Wunschentgegennahme und den Tauschverhandlungen geleistet.
Abschluss Freiwilliger Waldtausch Glasofen (22./23.02.2016)
Aus den ursprünglich 1.160 kleinparzellierten Waldgrundstücken (68,8 ha) mit rund 197 Alleineigentümern und 21 Erbengemeinschaften entstehen nun nach Verkauf, Tausch und Zusammenlegung – 120 größere Flurstücke, die jetzt von 89 Eigentümern bedeutend besser und ordnungsgemäß bewirtschaftet werden können. Um das Verfahren zu vereinfachen, wurden die 209 in Glasofen der Stadt Marktheidenfeld angebotenen Waldgrundstücke erworben. Durch den städtischen Kauf konnten auch eine Vielzahl von Erbengemeinschaften aufgelöst werden. Diese Grundstücke gingen annähernd zu 100 % an die Privatwaldbesitzer zurück. Lediglich im Bereich von Ver- und Entsorgungsleitungen und geplantem Wegebau hat die Stadt Grundstücke behalten.
Die Beteiligung am immerhin freiwilligen Waldtausch war erfreulicherweise sehr hoch, da durch diese Maßnahme eine sinnvollere forstwirtschaftliche Bewirtschaftung der ursprünglich handtuchgroßen Flächen, entstanden durch die fränkische Erbteilung, ermöglicht wurde. Im Stadtteil Glasofen haben sich mit Ausnahme von ein paar wenigen Waldbesitzern, alle anderen am Verfahren beteiligt.
Etliche auswärtige Waldbesitzer waren nicht zu bewegen, sich am Verfahren zu beteiligen und bei einigen Grundstücken waren die Besitzer lange verstorben und die Erben nicht mehr ausfindig zu machen. Zum Glück waren das nur kleine Flächen, so dass 99 % der gesamten Privatwaldfläche in Glasofen in das Tauschverfahren einbezogen werden konnte.
So ist es gelungen, dass 73 von insgesamt 89 Waldbesitzern statt vieler Einzelparzellen nur noch ein großes, aus forstwirtschaftlicher Sicht sinnvoll zu bewirtschaftendes Grundstück haben. Auch bei Ehepaaren oder Geschwistern mit jeweiligem Einzelbesitz wurden ihre Flächen nebeneinander gelegt, damit sie gemeinsam bewirtschaftet werden können.
Die fachliche Betreuung und amtliche Überprüfung erfolgte durch die Vertreterin des Amtes für Ländliche Entwicklung Unterfranken - Technische Amtsrätin Frau Eva Kiesekamp, unterstützt von Dipl.-Forstwirt Paul Gerlach. Für forstfachliche Fragen stehen Forstdirektor Dr. Wolfgang Netsch und Forstamtmann Peter Fritz - vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt – für die Glasofener Privatwaldeigentümer zur Verfügung.
Erste Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder begrüßt die zuständigen Behördenvertreter, Dipl.-Forstwirt Paul Gerlach, städt. Revierleiter Thomas Vogel sowie die Mitarbeiter des örtlichen Arbeitsgremiums. Bei diesem Abschlusstermin konnte sich die Bürgermeisterin vor Ort von der arbeitsintensiven und langwierigen Arbeit überzeugen. Ein besonderes Lob sprach die Bürgermeisterin dem Arbeitsgremium (Wolfgang Zinßler, Walter Heroth, Dieter Schäfer, Adolf Wolf, Otto Wiesmann, Reinhard Gräder, Marion Schürger) für das unentgeltlich Geleistete aus. Die Bürgermeisterin und ihr städtischer Revierleiter erinnerten bei ihrem Lob auch an die zwei verstorbenen Gremiumsmitglieder Otto Schäfer und Rudi Wolf. Abschließend unterschrieb Erste Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder den Tauschvertrag für die städtischen Einlage- und Abfindungsflächen. Die Stadt Marktheidenfeld legt bedingt durch ihre Grundstückskäufe 209 Grundstücke mit 9,27 Hektar für das Freiwillige Waldtauschverfahren ein. Lediglich für den Bereich von Ver- und Entsorgungsleitungen und geplantem Wegebau behielt die Stadt 0,69 Hektar Abfindungsfläche für sich zurück.
Abschließend ist festzuhalten:
In den Gemarkungen Oberwittbach, Michelrieth und Altfeld ist das Verfahren bereits abgeschlossen. Nach der Neuordnung wurde hier auf Initiative der Tauschpartner und Jagdgenossenschaften, mit Unterstützung der städt. Forstverwaltung eine sinnvolle Feinerschließung der Privatwälder mittels Wegebau durchgeführt, sodass nun eine standortgerechte und bodenschonende Waldbewirtschaftung möglich ist. Dies soll dann auch im Privatwald Glasofen umgesetzt werden.
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