Minigolfprojekt als Mutmacher
Das Marktheidenfelder Minigolfprojekt der städtischen Jugendpflege ist etwas, was man gemeinhin eine Win-Win-Konstellation nennt. Eine Aktion oder Zusammenarbeit also, von der alle beteiligten Seiten profitieren.
Dabei war die Ausgangslage für die städtische Jugendpflegerin Antonia Reuther vor einigen Jahren nicht gerade leicht: Einerseits ging der Zuspruch der einheimischen Jugendlichen, den Minigolfplatz am Jugendzentrum in den Sommermonaten zu betreuen, immer mehr zurück. Andererseits hatte die Sozialpädagogin den Anspruch, die unbegleiteten Flüchtlinge in die Marktheidenfelder Jugendarbeit einzubeziehen. Kurzerhand fragte sie in Altfeld bei den Betreuern der jungen Geflüchteten an, ob diese Lust auf das Betreiben des Minigolfplatzes haben. Hatten sie, denn in diesem Jahr ehrte die Jugendpflegerin einige der jungen Leute aus Afghanistan und Eritrea bereits zum dritten Mal.
Positive Effekte gibt es gleich mehrere: Zum einen ergibt sich ein informeller Kontakt zu einheimischen und auswärtigen Minigolfern, zum anderen vertiefen die ausländischen Minigolf-Betreiber spielerisch ihre Deutschkenntnisse.
Auch Ali Mosazadeh freut sich über das positive Zeugnis, das ihm Antonia Reuther überreicht. Der junge Mann aus Afghanistan kam vor acht Monaten als 17-Jähriger nach Marktheidenfeld, seit rund zwei Jahren ist er in Deutschland. An der Berufs-Oberschule (BOS) besucht er die Berufs-Integrationsklasse, kurz BIK.
Dort bekommt der Asylbewerber mit 18 ausländischen Klassenkameraden Unterricht in Fächern wie Deutsch, Mathematik, Technik, Sozialkunde und Sport.
Einmal monatlich telefoniert der heute 18-Jährige mit seinen Eltern, die sich in Afghanistan mit einem landwirtschaftlichen Betrieb über Wasser halten. „Ich will einen Ausbildungsplatz bekommen und ein en guten Beruf machen“, sagt Ali in gutem Deutsch, das er seit seiner Flucht vor zwei Jahren gelernt hat. Bei diesem Ziel helfen wird ihm dabei auch das Zeugnis vom Minigolfplatz. „Herr Mosazadeh ist ein zuverlässiger Mitarbeiter, der stets pünktlich seinen Dienst antritt und verantwortungsvoll und selbstständig handelt“, ist dort zu lesen. Zwei Praktika hat Ali Mosazadeh in Marktheidenfeld bereits absolvieren dürfen: Eines als Landschaftsgärtner, ein weiteres als Maurer. Mit etwas Glück springt für ihn bei einem der Unternehmen ein Ausbildungsplatz heraus.
Foto: Ali Mosazadeh (2. von links) sorgte im Sommer zusammen mit weiteren unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen für den reibungslosen Betrieb der Marktheidenfelder Minigolfanlage. Stadtjugendpflegerin Antonia Reuther (rechts) verteilte nun die Teilnahmezeugnisse.
Das Projekt Minigolf Marktheidenfeld
Das Projekt „Minigolf Marktheidenfeld“ der Stadtjugendpflege gibt es seit 2003. Ziel des Projektes ist es, die Teilnehmer in ihrer Sozialkompetenz zu fördern und ihnen Schlüsselqualifikationen zu vermitteln, die ihnen einen besseren Zugang in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ermöglichen.
Im Jahr 2015 wurde das Konzept zu einem Integrationsprojekt erweitert. In Kooperation mit der Caritas Wohngruppe „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ (umF) in Altfeld bietet die städtische Jugendpflege geflüchteten Menschen die Chance, Kernkompetenzen für ihr späteres Berufsleben zu sammeln. Die Aufgabengebiete umfassen das eigenständige Betreiben der Minigolfanlage, den Verkauf der Eintrittskarten und Getränken, die Kalkulation von Preisen, das Führen des Kassenbuches und den kundenorientierten Umgang mit den Gästen.
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